Mein Vater arbeitete bei der Bundesbahn, wir sind daher nie mit dem Auto in den Urlaub gefahren. Auf dem Weg an den Titisee im Schwarzwald oder nach Untergrainau in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen passierten wir mit dem Zug viele große (Haupt-)Bahnhöfe . So war ich in unheimlich vielen Städten, ohne wirklich dagewesen zu sein.
Mit Oberhausen war das ähnlich. Wie viele Menschen saß ich schon bei Mäckes im „Centro“, dem größten Einkaufs- und Freizeitzentrum in Europa. Und mit dem 1. FC Köln trauerte ich nach einem 0:1 im Stadion Niederrhein. Aber kann ich deshalb von mir behaupten, dass ich schon in Oberhausen war?
Durch unsere Reise quer durch Fußballdeutschland kann ich es jetzt beteuern: Ich war schon in Oberhausen. Eine Kneipe lockt uns hier her, die es gar nicht mehr gibt. Mitten in der Stadt, mitten in der Fußgängerzone. Mitten in Oberhausen.
Ein Ergebnisdienst der allerersten Stunde
Wirt Carl Fritz etablierte im „Fritz am Altmarkt“ ab der Saison 1950/1951 einen Service, der in der heutigen Zeit von Liveticker und Internet undenkbar wäre – oder ein Vorreiter war. Wenn RWO erfolgreich war, stellte er in der Vereinskneipe das Rotlicht ins Fenster. Damit informierte er die Fans der Kleeblätter über das Ergebnis vom Nachmittag. 1957 erweiterte er das Farbspiel nach einer Partie in Sodingen um die Farbe Gelb – Oberhausen hatte 1:1 Unentschieden gespielt. Wurde weder die eine noch die andere Farbe im Fenster sichtbar, wussten die Anhänger, dass die Partie in die Hose gegangen war.
Der Altmarkt war die Nachrichtenbörse.
»nrz.de«
Nicht nur für den Fußball, bereits Jahrzehnte zuvor diente der 1859 geschaffene Altmarkt, auf dem die 1876 errichtete Siegessäule und die 1909 bis 1911 erbaute katholische Pfarrkirche ins Auge stechen, als Nachrichtenbörse für die Bürger Oberhausens. Im Ersten Weltkrieg wurden hier wichtige Telegramme aus Berlin vorgelesen. Später missbrauchten die Nationalsozialisten den zentralen Platz für ihre Kundgebungen.
Als im Rahmen des Bundesligaskandals 1971 die Berichterstattung nach Ermessen der RWO-Fans zu negativ über ihren Verein ausfiel, kauften sie alle Zeitungen auf und verbrannten sie auf dem Altmarkt. Sie hatten Rot gesehen.
Anschrift: Altmarkt, 46045 Oberhausen
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