Nudeltopf, Aue

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Nudeltopf, Aue

Wenn der Mai kommt und der Glaube an den Klassenerhalt geht, wenn der seidene Faden längst gerissen ist, an dem die Hoffnung zur ersten Liga hängt, dann redet man sich die 2. Liga schön. Es wird dort keinen dominanten FC Bayern geben, keine konstruierten Marketings-Gags aus Leipzig und alles wird im Unterhaus sowieso ehrlicher und bodenständiger sein.

Es gibt aber auch Gründe, die wirklich für die 2. Liga sprechen. Als Köln-Fan sind das speziell die Auswärtsspiele in Bochum. Für jeden Fußball-Fan ist das der Nudeltopf in Aue. Denn die beste Bratwurst der 2. Bundesliga „gibt es in Aue, heißt dort aber Nudeltopf“, wie das St. Pauli Fanzine Übersteiger weiß.

Nicht nur eine einzigartige Köstlichkeit

Es wäre ein Fehler, den Besuch im Erzgebirge nur auf die lokale Köstlichkeit zu reduzieren. Das neue Erzgebirgsstadion wurde Ende Juli 2018 offiziell eingeweiht und ist ein kleines Schmuckkästchen. Bereits seit 1928 spielt man in Aue an diesem Ort Fußball. Bis 1950 trug der Sportplatz am Lößnitzbach den Namen Städtisches Stadion, danach bis 1991 den Namen des DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl, seither den Titel Erzgebirgsstadion (von 2011 bis 2017 mit dem Zusatz „Sparkasse“). In einer Zeit, in der Arenen in Industriegebiete verschwinden oder außerstädtisch gebaut werden, hat man sich in Aue für einen Umbau an gleicher Stelle entschieden – glücklicherweise, denn die Lage des Platzes ist einzigartig.

In der ewigen Tabelle der DDR-Oberliga belegt Aue den fünften Rang. Kein Klub hat so viele Spiele in der höchsten Spielklasse der DDR absolviert, der Verein lief während dieser Zeit als BSG Wismut Aue, als FC Wismut Aue und von 1954 bis 1963 als SC Wismut Karl-Marx-Stadt auf. In diese Dekade fallen die größten Erfolge des Vereins, 1956, 1957 und 1959 wurde Wismut DDR-Meister, 1955 FDGB-Pokalsieger.

Zuschauermagnet Zeugen Jehovas

Nach der Wende konnte man von solchen Erfolgen nur noch träumen. Der Verein landete in der Drittklassigkeit und Kongresse der Zeugen Jehovas lockten mehr Besucher ins Erzgebirgsstadion als der Fußball. Erst 2003 gelang die Rückkehr in die 2. Bundesliga, dort gehört der FC Erzgebirge fest zum Inventar, auch wenn es zwischenzeitlich immer mal wieder eine Liga nach unten ging.

Missen möchte den FC Erzgebirge niemand in Liga 2, denn da gibt es diese Spezialität, den Nudeltopf. „Ich glaube, wir haben den erfunden“, sagt Marcel Grimpe vom Veilchen-Catering über die DDR-Spezialität. Die Sauce, ein „Wurstgulasch“, wurde gern in den Kindergärten und Schulen der DDR gekocht und ist prädestiniert für eine Massenanfertigung: „Der Gulasch wird einen Tag vorher frisch gekocht und am Spieltag nochmal erwärmt, da man das Zubereiten und Verteilen an die Verkaufsstände von über 300 Liter Wurstgulasch am Spieltag nicht schafft“, erklärt Grimpe. Auch die Nudeln werden bereits vorher gekocht und an die insgesamt vierzehn Verkaufsstände verteilt. Die Fußball-Fans erwartet eine Portion Nudeln mit einer wurstigen Tomatensauce, wahlweise gibt es Reibekäse dazu.

Es gab viele solcher Gerichte in der DDR, die im Grunde alle ganz ähnlich waren. 

Doris Schwabe

Aber natürlich geht es beim Nudeltopf um viel mehr. „Ganz verraten kann ich das Rezept nicht, da es doch ein Geheimnis ist und wir lange daran getüftelt haben“, sagt Marcel Grimpe, bis er doch Auszüge des Rezepts verrät: „Tomatenmark, Ketchup, Zwiebeln, Wurststücke, Basilikum, passierte Tomaten, Wasser, sonstige Gewürze.“

Dazu muss man wissen, dass Wurstgulasch nicht gleich Wurstgulasch ist und jeder seine eigene Rezeptur verfolgt. Daher ist es nicht ganz leicht, den Code der Auer zu knacken, wie uns Doris Schwabe verrät. Sie war Köchin und Ausbilderin für Köche in der DDR, zusammen mit ihrem Sohn Toni holt sie auf der Seite Erichserbe.de Geschmackserinnerungen aus DDR-Tagen zurück. „Eine würzige Jagdwurst“ gehört auf alle Fälle in ein gutes Wurstgulasch, das Basilikum des Veilchen Caterings hält sie für eine super Idee – „in der DDR war das halt meist nicht drin“.

Wer sich an dem Wurstgulasch versuchen möchte, findet auf Erichs Erbe ein Rezept. Alternativ kann man nach Aue fahren, um dort die beste Bratwurst der 2. Bundesliga zu essen: Den Nudeltopf.

Anschrift: Lößnitzer Straße 95, 08280 Aue

Internet: https://www.fc-erzgebirge.de/verein-mitglieder/stadion/nudeltopf/

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