Ganz sicher hat die Bielefelder Alm ihren Platz in den „99 Orten, die Fußballfans gesehen haben müssen“ gefunden, weil mit Philipp Köster und Jens Kirschneck zwei prägende Gesichter der „11 Freunde“ ihr Herz an die Arminia verloren haben. Auf Platz 17 der Rangliste taucht die Schüco-Arena auf, ein Stadion, dessen Geschichte die ist, dass es keine richtige gibt.
Dabei wurde der Standort an der Melanchthonstraße bereits Mitte der Zwanzigerjahre von einem Bauern erworben. Mit 1:5 missglückte die Premiere gegen Victoria Hamburg, zuvor spielten bereits die Bielefelder Handballer auf der Alm.
Mit dem Wiederaufstieg in die 2. Liga West im Jahr 1962 wurde die erste Rohr- und Bohlenkonstruktion installiert. Damit wurde eine Epoche eingeläutet, die dem Ort zugleich Belanglosigkeit und Charakter gab: Jahrzehntelang war das Stadion an der Melanchthonstraße (wie es im Grundbuch heißt) geprägt von provisorischen Tribünen und Rängen, die nur eine überschaubare Haltbarkeit vorweisen sollten. 1978 wurde bei der Rückkehr in die Bundesliga zwar so die höchste Kapazität des Stadions mit knapp über 34 000 Plätzen erreicht, aber bereits sieben Jahre später gab es gravierende Sicherheitsmängel. Die Neue Westfälische Zeitung beschrieb die Alm 1985 als „Bruchbude“, das Fassungsvermögen musste auf 15 000 heruntergeschraubt werden.
Der legendäre Ruf der „Alm Roar“
Zugleich sorgten in dieser Zeit die englischen Verhältnisse für das besondere Element. Allein auf der Osttribüne fanden sich über 17 000 Fans wieder und sorgten durch Klopfen und Trampeln auf den Tribünenkonstruktionen für ohrenbetäubenden Lärm und den legendären Ruf der „Alm Roar“.
Ende der Achtziger ging es für die Arminia bis in die Oberliga hinab, zum Bundesliga-Comeback 1996 wurden die Ränge teilweise saniert und später neu errichtet. Ein Neubau war es auch, der die finanzielle Schieflage des Vereins verursachte: Die Osttribüne verschluckte 19 statt der veranschlagten 11 Millionen Euro. Sie wurde 2008 fertiggestellt und war der letzte noch fehlende Tribünenteil.
Die Aufnahme ins Ranking der 99 Orte wird aber weniger mit der Geschichte der Tribüne, sondern mit dem Weg zum Stadion begründet:
Wer an Spieltagen über die Rolandstraße in Richtung Stadion marschiert, den krächzenden Widerhall der Lautsprecheranlagen zwischen den Häusern vernimmt und unvermittelt an der Melanchthonstraße das Stadion erblickt, begreift, was durch die Abwanderung der Stadien in die Gewerbegebiete und Randlagen verlorengegangen ist.
»11 Freunde« #126
Dabei ist es gerade das, was sich die Anwohner in Bielefeld wünschen. Als sich in der Nachkriegszeit der ländliche Stadtrand zum dichtbesiedelten Wohngebiet entwickelte, wurde im Bebauungsplan der Stadt festgelegt, dass auf der Alm kein Stadion stehen dürfe. Dass nicht nur der Lärm während der „Alm Roar“-Zeit, sondern auch Müll und Toilettengänge im Vorgarten zu permanenten Ärgernissen der Nachbarn führten, ist auch eine Geschichte der Alm.
Wie sie zu ihrem Namen kam, ist eine andere. Ob es Heinrich Pehle war, der bereits in den Zwanzigern beim Anblick des Geländes „hier sieht es ja aus wie auf der Alm“ sagte, Vereinsführer Karl Demberg („Lasst sie mal kommen, auf unserer Alm werden wir sie schon knicken!“) oder der Volksmund, der davon spricht, dass dort früher Kühe weideten, ist nicht überliefert. In dieser Hinsicht hat die Alm dann doch viele Geschichten.
Anschrift: Stadion Alm, Melanchthonstraße 31A, 33615 Bielefeld
Internet: https://www.arminia-bielefeld.de/startseite/stadion/
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