An dem Tag, an dem sich der 1. FC Köln für den Europapokal qualifizierte, bin ich nicht ins Bett gegangen. Ich wollte einfach, dass dieser Moment niemals endet. Der eigene Spielverlauf und der der Konkurrenz sorgten dafür, dass dieser letzte Spieltag im Mai 2017 seine eigene Poesie entwickelte.
Keine vier Monate später musste ich das Radio leiser drehen, als ich das Spiel gegen Augsburg im Auto verfolgte. Bereits zum Ende der Hinrunde stand der sechste Abstieg so gut wie fest. Der Verein war wieder da angekommen, wo ihn Rudi Völler schon immer wusste, als er sagte: „Das Beste in Köln ist die halbe Stunde vor Spielbeginn“.
Eine Sparversion der „fünften Jahreszeit“
Grundlage der besten 30 inländischen Vorspielminuten sind die vielen Karnevalslieder, die eine Sparversion der „fünften Jahreszeit“ bieten. Ein Fest für Freunde schrulliger Folklore! „Gefühlgetragene kölsche Lieder stimmen die Anhänger vor dem Anpfiff ein“, schreibt Klaus-Hendrik Mester in Vom Stadion zur Arena und ergänzt: „Das Publikum feiert sich, den Verein und die Stadt“. Mit den „Höhnern“, den „Bläck Fööss“, „BAP“ oder den „Brings“ gibt es eine Reihe von Bands, die dem Kölner Liedgut frönen. Viele von ihnen haben dem Verein einen eigenen Song gewidmet.
There is nothing more enduring than first love.
Aus einem Nicholas Sparks-Film, zugegebenermaßen zweckentfremdet
Die Höhner und die Bläck Fööss haben dabei in ihren Liedern auf Dudelsackklänge zurückgegriffen, die eine hohe Empfänglichkeit für Gänsehaut mit sich bringen. Das Lied „Du bes die Stadt“ ist eine abgewandelte Version von „Highland Cathedral“, der Höhepunkt der halbstündigen Zeremonie ist aber die FC-Hymne „Mer stonn zo dir FC Kölle“. Fast drei Minuten hält der Geißbock-Fan dann seinen Schal in die Höhe, um ihn anschließend zu den schnelleren Takten „kreisen“ zu lassen. Dazu laufen die Mannschaften ein. „Wenn alle mitsingen, die Schals geschwungen werden, das ist einfach nur der Hammer“, sagt ein Anhänger im Rahmen der WDR-Kurvenklänge. Das Lied ist angelehnt an das schottische Traditional „Loch Lomond“, das über 150 Jahre alt ist.
Keine Alternative zum Standort Müngersdorf
Noch nicht ganz so lang steht das Rhein-Energie-Stadion an diesem Ort. Im Januar 2004 wurde es eröffnet, rund 50 000 Menschen finden hier Platz. Dennoch ist der Stadtteil Müngersdorf der bedeutendste Fußballstandort für den 1. FC Köln. Seit seiner Gründung im Jahr 1948 spielt der Effzeh im Westen der Stadt, zuerst in der Radrennbahn, später im Müngersdorfer Stadion. Für viele Anhänger gilt daher im Hinblick auf einen Stadionneubau: „Standort Müngersdorf unverhandelbar“.
Trotz des sechsten Abstiegs ging Jonas Hector mit in die 2. Bundesliga. Am Tag seiner Vertragsverlängerung fragte ein englischer Nutzer auf Twitter sinngemäß: „Was ist der 1. FC Köln für ein Verein, wenn ein deutscher Nationalspieler mit in die Zweite Liga geht?“ Die beste Antwort auf diese Frage gab vermutlich Neven Subotic in einem 11 Freunde-Interview:
Es war der Hammer. Am Abend, als wir es gepackt hatten, sollte eine Feier aller Mitarbeiter und Spieler stattfinden. Ich habe mich nach unserem Spiel ins Auto gesetzt und zu den zwei jungen Spielern Birk Risa und Nikolas Nartey gesagt: »Steigt ein. Ich möchte euch etwas zeigen.« Wir fuhren zunächst die Aachener Straße lang, die direkt vom Stadion zur Stadtmitte führt. Danach hatte ich mir eine szenische Route ausgedacht, vorbei an all den Kneipen und Bars. Überall standen die Fans und rasteten komplett aus. Die Jungs sind aufs Dach gestiegen. Sie sind noch jung, haben noch nicht so viele Spiele gemacht. Aber ich wollte ihnen etwas zeigen: Das ist der Fußball, wir stehen nicht nur für drei Punkte oder unsere Karriere auf dem Platz. In solchen Momenten siehst du, was für einen krassen Einfluss der Verein und damit unsere Spiele haben. Sie haben einen Effekt auf das Leben der Leute.
Anschrift: Aachener Straße 999, 50933 Köln
Internet: https://www.rheinenergiestadion.de/de/
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