Olympiastadion, München

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IMAGO / Bernd Müller

Silvia war keine Knospe mehr, besaß aber immer noch die Schönheit einer Blüte. Als Chefhostesse verbrachte sie eine intensive Zeit in München, war sprachlich bewandert. Carl Gustaf war jünger als sie, er hatte sich dem Leben auf dem Meer, an Land und später bei der Luftwaffe gestellt und in Uppsala und Stockholm akademische Würden erlangt. Als er Silvia erblickte, hier bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in München, konnte er seine Augen nicht mehr von ihr lassen. Vier Jahre später fuhren sie in den Hafen der Ehe ein.

Es wird sich doch noch ein Terrorist finden, der das Olympiastadion wegsprengt.

Franz Beckenbauer während der Diskussion um ein neues Stadion in München

Viele Geschichten kann das Olympiastadion in München erzählen. Die wenigsten werden so viel Rosamunde-Pilcher-Potenzial besitzen wie die des schwedischen Königspaares. Und auch wenn das Stadion auf den ersten Blick nicht die verträumte Note einer rosamundepilcherfarbenen, irischen Brandung bietet, so bezeichnete es Die Zeit-Redakteur Hanno Rauterberg anno 2000 als ein „Gesamtkunstwerk“, auf dessen Hügeln sich „Romantik und Moderne, Wehmut und Zukunftslust“ begegnen.

Der ursprüngliche Plan sah alles andere als ein solch besonderes Stadion vor. Erst nach der Vergabe der Olympischen Spiele im Jahr 1966 entstand zwei Jahre später die Idee des weltberühmten Zeltdachs. Architekt war Professor Günther Behnisch, die Idee kam von Professor Frei Otto. Das Dach, das aus Acrylglas angefertigt wurde, verschlang fast ein Drittel der Baukosten, die insgesamt 137 Millionen Mark betrugen.

Manche sagten später, es waren an die 100 000 Zuschauer im Stadion, in jedem Fall waren es mehr als erlaubt. Viel mehr. 90 000 mindestens. Jedenfalls so viele wie nie zuvor und nie mehr danach.

Aus dem »Kicker« vom 13. August 2018. Der Artikel trägt die Überschrift »Die Beinahe-Katastrophe« und berichtet von 147 verletzten Zuschauern

Zur Eröffnung des Stadions im Mai 1972 wurde die Sowjetunion nach München geladen und bekam beim 1:4 vier Müller-Tore eingeschenkt. Nur wenige Monate später war das Stadion schon fast zur Hälfte gefüllt, als der Anschlag im Olympiadorf dafür sorgte, dass die Zuschauer wieder gehen mussten und das Spiel zwischen der BRD und Ungarn ausfiel. Den Besucherrekord knackten nicht etwa die Bayern, sondern der TSV 1860 München. Die Löwen und der FC Augsburg trennten sich 1:1 – bei einem Regionalliga-Spiel (damals die zweithöchste Spielklasse) vor über 80 000 Zuschauern. Dennoch verbindet den FC Bayern eine erfolgreiche Ära mit dem Olympiastadion, in 35 Spielzeiten konnte man 18 deutsche Meistertitel erringen und holte viermal den Europapokal der Landesmeister respektive die Champions League.

Die Idee vom Umbau

Zur WM 2006 war die Zeit für einen Neubau gekommen, auch wenn es Debatten und sogar schon eine Einigung bezüglich eines Umbaus gab. Das Architekturbüro Behnisch aus Stuttgart verhinderte diese Pläne, indem es die Umbaumaßnahmen infrage stellte. Das Ende vom Lied wurde in der Allianz Arena gesungen. Der Olympiapark und das Olympiastadion sind aber auch heute noch eine Reise wert. Die Olympiapark GmbH bietet verschiedene Besichtigungen an, von Kletter- und Abseiltouren über Teambuildung-Programme bis hin zur „Architek-Tour“.

Ein bisschen weht noch der Wind aus 1972, wenn man die puristischen Umkleidekabinen und den verhältnismäßig kleinen VIP-Bereich sieht. Für Carl Gustav von Schweden und seine Silvia wird es immer ein besonderer Ort bleiben.

Fotoquelle: IMAGO / Bernd Müller

Anschrift: Olympiastadion, Spiridon-Louis-Ring 27, 80809 München

Internet: https://www.olympiapark.de/de/der-olympiapark/parkuebersicht/olympiastadion

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