Diskothek P1, München

Erst bei meinem Junggesellenabschied gelang es meinen Freunden, mich in die angesagteste Göttinger Diskothek zu bewegen. Danach sah mich das „Savoy“ bis heute nie wieder und so wird es wohl auch bleiben. Wer diese Geschichte kennt, der kann sich denken, wie groß meine Lust ist, die Münchner Nobeldiskothek „P1“ zu entern. Ich warte also bis zum Sonntagmorgen und darauf, dass der Laden, der nach seinem Standort an der Prinzregentenstraße mit der Hausnummer 1 benannt ist, leergefegt ist. Ein paar dicke Nobelkarossen stehen jetzt noch davor, von ihren Besitzern fehlt jede Spur. Gläser liegen herum, Discokugeln hängen in den Bäumen, ein Plakat kündigt die „White Christmas“-Party am Heiligabend(!) an. Die Terrasse, pardon, „Outdoor Lounge“ kann man betreten, sie sorgt für „Urlaub vom Alltag“. Willkommen in einer anderen Welt.

Bereits 1949 öffnete das P1 seine Pforten, damals als Offiziersclub für die amerikanischen Besatzungstruppen. Unter ihnen war der Name „P-One“ gebräuchlich, heute ist es als „Einser“ (bzw. „Oanser“) oder „Stüberl“ bekannt, die Süddeutsche nannte es „Exzess-Monopol“.

Die Speerspitze der Exklusivität

Das P1 zog im Laufe seiner Geschichte mehrmals innerhalb seines Standorts um, eröffnete eine Bar und neue Räume, wurde renoviert und erneuert. Diese „Metarmorphosen“, wie sie auf der P1-Seite genannt werden, waren nötig, um mit der Zeit zu gehen und den Verein zur „Speerspitze exklusiven Clublebens“ zu machen.
Der Standort ist das „Haus der Kunst“, ein im Stil des reduzierten Klassizismus erstellter Museumsbau am Rand des Englischen Gartens. Adolf Hitler ließ es sich nicht nehmen, im Oktober 1933 persönlich den Grundstein zu legen. Heute befindet sich das P1 im Souterrain des Hauses.

Seinen Ruf als Nobeldiskothek verdankt das P1 dem Münchner „Oktoberfest-Wirt, Edelgastronom und Discothekenbesitzer“ (Wikipedia) Michael Käfer. Er führte als einer der Ersten den New-Yorker-Kult der Themen-Partys in Deutschland ein, die er dort im „Studio 54“ kennengelernt hatte. Was das heißt, erläutert die P1-Historie: „Aufsehenerregende Partys, eine harte Türpolitik und prominente Gäste“.

»Ihr kommt hier nicht rein« – »Aber wir sind doch die Scorpions« – »Eben drum«

Aus der »TZ«

Ein in Europa einmaliges, vom Fraunhofer Institut entwickeltes 3D-Soundsystem zeichnet das heutige P1 aus. Es beschallt zwei Clubbereiche, wovon der große für bis zu 600 Personen ausgelegt ist.

Wer lästige Groupies die kalte Schulter zeigen will, der kann sich im Nightfood-Bereich eine ordentliche Knoblauch-Fahne anfuttern. Dass dort nur „erlesene Zutaten“ verwendet werden und man den Pizzabäckern beim Blick in die zentrale Showküche auf die Finger gucken kann, versteht sich von selbst. Getränke gibt es auch im „hochpreisigen“ Bereich. Für Jennifer Lopez und Puff Daddy zu hochpreisig, sie prellten einst ihre Zeche in Höhe von 10 000 Euro.

Wie ein Dating-Portal

Solche Anekdoten liefern aber nicht nur die Größen der Musikbranche, auch die des örtlichen Clubs, des FC Bayern, sind legendär und machten das P1 zur „zweiten Umkleidekabine“ (Berliner Zeitung). Wenn Oliver Kahn in seinem Liebesleben Wechsel vollzog, dann war das P1 eine herrliche Brutstätte für neue Girls. Seine schwangere Ehefrau Susanne verließ er für Bardame Verena, als die Augsburger Allgemeine titelte „Liebestanz im P1: Oli Kahn hat eine Neue“, war Miss Tirol Jasmin Molnar an der Reihe.

Stefan Effenberg, der im P1 auch schon mal „seine Genesung feierte“, versuchte es weniger taktvoll und dafür erfolglos: „Ich bin der Effenberg. Ich will hier sitzen. Verpisst euch!“ Als ihn ein anderes Mal eine 23-jährige Verehrerin ansprach, kostete ihn das am Ende 147 000 Mark – dass er zugeschlagen hat, bestreitet er bis heute und nennt den Vorfall „die teuerste Verarschung meines Lebens“. Damit so was gar nicht passiert, ließ Luis van Gaal in seiner Amtszeit das P1 sogar überwachen.

An der Tür wird heute kaum mehr einer abgewiesen, berichtet der ehemalige Türsteher Damir Fister in seinem Buch Members only – Enthüllungen eines P1 Türstehers und ergänzt: „Das P1 lebt nur noch von seinem Ruhm vergangener Tage.“

Anschrift: Prinzregentenstraße 1, 80538 München

Internet: https://www.p1-club.de

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