Stadion Donnerschwee, Oldenburg

Wie klangvoll er ist, der Name „Donnerschwee“. Er könnte von einer mächtigen griechischen Göttin stammen oder einer Kiez-Hausherrin einen würdigen Titel verleihen. Dass das Stadion Donnerschwee als „Klein St. Pauli“ geadelt wurde, hat mit dominanten Herrschaftspraktiken jedoch nichts zu tun. Es war ein ehrenvoller Vergleich mit dem alten Millerntor.

„Waren Sie schon mal in Oldenburg, am Donnerschwee?“, entgegnete Rainer Zobel, damals Trainer der Stuttgarter Kickers, einem Sat 1-Reporter, der die Stimmung beim FC St. Pauli lobte. Als „Hölle des Nordens“ ging der enge Platz in Oldenburg in die Geschichte ein, war das, was man typischerweise als einen „Hexenkessel“ bezeichnet.

Die Fußballer folgten auf die Radrennfahrer

Die Anfänge im Donnerschwee (das wie der gleichnamige Stadtteil hieß) machten die Radrennfahrer 1884, erst 15 Jahre später spielte man erstmals Fußball im Innenraum der Radsportbahn. 1908 verschwanden die Radrennfahrer, die Fußballer bauten das Stadion ab 1919 aus und erwarben es ein Jahr später komplett.

Nach dem Kriegsende glich das Stadion „einem Schlachtfeld“ (VfB-Chronist Matthias Schachtschneider) und wurde erst im August 1949 wiedereröffnet. Wenige Monate später erreichte man Zuschauerzahlen zwischen 18 000 und 25 000 in Spielen gegen den Hamburger SV und den FC St. Pauli. In den folgenden Jahren gab es große DFB-Pokal-Partien vor stattlicher Kulisse, unter anderem gegen Dortmund, Schalke und Frankfurt.

Am 16. Juni 1991 verlor der Verein seine Seele.

Klaus-Hendrik Mester in »Vom Stadion zur Arena«

Bereits 1982 scheiterte der erste Plan, das Stadion zu veräußern. Im Februar 1990 war die Schuldenlast der VfB-Fußballer dann aber zu erdrückend, der Verein musste verkaufen und zog innerhalb der Stadt an den Marschweg um. Das letzte Spiel am Donnerschwee fand im Juni 1991 vor 10 000 Besuchern gegen den SC Freiburg statt.

Das einst so laute Stadion schlief danach ein, erst Mitte der Nullerjahre gelang es, dem Gelände eine „sinnvolle“ Zukunft aufzuzeigen. Seit 2007 stehen dort, wo sich früher Uwe Seeler und Fiffi Gerritzen duellierten, unter dem Pseudonym „Stadtteilzentrum“ ein Rewe und ein Lidl samt Parkplatz. An das Stadion erinnert nur noch eine Gedenkplatte im Boden vor dem Zentrum. Die einst so legendäre Stimmung an diesem Ort ist verloren gegangen, als der Kochschinken in die Kühlregale wanderte.

Anschrift: Donnerschweer Straße 212, 26123 Oldenburg

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