Das Intro sprach uns aus der Seele, oder besser, sang uns aus der Seele: Ein Männerchor schmetterte das Lied „Football forever, Football forever, Foo-oot-ball for-e-e-e-e-e-ever“, während uns der Bildschirm wissen ließ, dass das Silikon-Valley der Heimcomputerspiel-Industrie in Schleswig-Holstein liegt und Plön heißt. Darüber stand der Name des Spiels, das uns tage- und in den Ferien auch nächtelang in Atem hielt: Bundesliga Manager.
Nach zwei Strophen „Football forever“ knatterte der Amiga weiter, bis wir die Anzahl der teilnehmenden Spieler eingeben und aus über 60 deutschen Mannschaften das eigene Wunschteam auswählen mussten. Erst dann ging’s richtig los: Spieler kaufen, die Aufstellung bestimmen, das Stadion ausbauen, den durchschnittlichen Eintrittspreis festlegen und mit der Mannschaft ins Luxushotel La Preux fahren, um die Leistung der Spieler im Trainingslager zu verbessern. Viel mehr konnten wir mit dem Bundesliga Manager auf dem Amiga nicht machen, aber wenn man ehrlich ist: Viel mehr hatten die richtigen Manager der Bundesligisten in den Achtzigerjahren auch nicht zu tun. Der Spieltag selbst war im Bundesliga Manager grafisch anspruchslos umgesetzt und bestand aus einem Pixelball, der links oder rechts ins Tor hoppelte. Das war aber egal, denn spannend war das trotzdem.
Das Spiel zog mich in meinen jungen Jahren derart in den Bann, das ich tagelang vor meinem Amiga hockte.
Fanseite Software-2000.de
Insbesondere im Mehrspielermodus gab es nichts Aufregenderes, als vor dem Bundesliga Manager zu sitzen und um den Aufstieg zu spielen. Dafür gab es sogar eine Garantie: Man konnte einen fiktiven Mitspieler anlegen, dem man einen Kredit gab – und dafür Wucherzinsen ansetzte. Mit Hilfe dieses Cheats hatte man mehr Geld als man ausgeben konnte, was einem aber auch nicht weiterhalf, wenn man vor dem Aufstieg in die 1. Bundesliga stand. Dann benötigte man das Handbuch, um die Sicherheitsabfrage beantworten zu können. Da wir das nicht hatten, lag unsere Chance bei 25 %, um aus den vier Antworten die richtige auszuwählen. Bei der falschen Entscheidung stürzte das Spiel einfach ab.
Der heilige Gral: Der Bundesliga Manager Professional
Zwei Jahre nach der Veröffentlichung des Bundesliga Managers wurde 1991 dessen Nachfolger präsentiert, der Bundesliga Manager Professional. Die Zeitschrift Amiga Joker sah damals in dem Spiel „eine echte Perle seiner Zunft“, das Spiel wurde grafisch anspruchsvoller und facettenreicher. So kamen Verhandlungen über Trikot- und Bandenwerbung oder auch die Differenzierung in Steh- und Sitzplätze hinzu. Nicht nur für meine Freunde wurde das Spiel dadurch in den Adelsstand erhoben, „der BMP war bahnbrechend“, urteilt Andreas Bock in seinem 11 Freunde-Artikel, der wie ein Bericht aus der Entziehungsklinik klingt: „Es gab ein Leben davor (Frühstück, Schule, Mittagessen, Tennistraining, Hausaufgaben, Maumau spielen, Fußball im Park spielen, im Kino „Zurück in die Zukunft“ gucken, auf „Wetten, dass…?!“ am Samstag warten, schlafen) und danach (BMP, Schule, BMP, BMP, BMP, BMP, schlafen, BMP, Schule, BMP…).“ Zwischen dem Bundesliga Manager und dem BMP verlagerte die für den Vertrieb zuständige Firma Software 2000 ihren Sitz von der Langen Straße in Plön ins gut 30 Autominuten entfernte Eutin in die Max-Planck-Straße. Das Backsteingebäude war in den Neunzigerjahren „eines der modernsten Entwicklungszentren für Computerspiele“ , wie die Seite Amigaland weiß, für Software 2000 arbeiteten an diesem Standort über 50 Menschen.
Vielleicht war der BMP mein erster echter Exzess.
Andreas Bock
1994 folgte der dritte Teil, der Bundesliga Manager Hattrick, zwei Jahre später der Bundesliga Manager 97. Der wird zur „Abrissglocke“, wie die Zeitschrift PC-Games 2002 schrieb: „Voll mit Programmfehlern verärgert es die Kunden; statt die falsche gegen die richtige Version zu tauschen, produziert Software 2000 reihenweise Patches.“ Als die Firma Software 2000 im Jahr 2002 Insolvenz anmelden muss, saß ich schon lang nicht mehr vor dem Bundesliga Manager. Mit dem immer größeren Umfang verschwanden für mich der Spielspaß und der Zauber. Vielleicht wurde ich aber auch einfach nur älter.
Anschrift: Software 2000, Max-Planck-Straße 9, 23701 Eutin
Info:
Vor dem Umzug nach Eutin war die Firma Software 2000 unter den Adressen Lange Straße 51, 2320 Plön und Lübecker Straße 10, 2320 Plön zu finden.
Beide Adressen sind in den alten Handbüchern hinterlegt, wie Mario Löser, Betreiber der Software 2000-Fanseite, bestätigen konnte.
Darüber hinaus kursiert im Internet die Anschrift Lange Straße 19, 24306 Plön, die nicht verifiziert werden konnte. Wir haben zu dieser Adresse sowohl das Gewerbe- als auch das Steueramt der Stadt Plön angefragt, dort sind keine entsprechenden Informationen hinterlegt.
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