Albert-Kuntz-Sportpark, Nordhausen

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Albert-Kuntz-Sportpark Nordhausen

Der bekannteste Sohn der Stadt ist der Doppelkorn. Dabei muss man sich Nordhausen gar nicht schön saufen, die Stadt am Südrand des Harzes hat viele nette Ecken. Allein der Albert-Kuntz-Sportpark ist einen Besuch wert. Der Platz bietet viele Gründe, die Reise in den Norden Thüringens anzutreten – und ist ein echter Geheimtipp.

Der Weg zum Stadion – in Karlsruhe hat er es immerhin in die Hall of Fame der „11FREUNDE“-Sehenswürdigkeiten geschafft – gehört zu den aufregendsten Momenten im Fußball. In Nordhausen bieten sich dafür zwei herrliche Möglichkeiten: Einerseits die seit 1900 aktive Straßenbahn, die in der unmittelbaren Nähe des Stadions hält; andererseits der Gang zu Fuß, gerade wie an der Schnur gezogen und landschaftlich durchaus hübsch anzusehen. Wer von der Romantik nicht berührt wird, der kann auch mit dem Auto anreisen. Parkplätze gibt es rund um das im August 1923 (als Wacker-Sportpark) eingeweihte Stadion mehr als genug. Unmittelbar vor dem Albert-Kuntz-Sportpark, der nach dem 1945 im (3,5 Kilometer entfernten) Konzentrationslager Mittelbau-Dora ermordeten Widerstandskämpfer benannt ist, lädt das ehemalige Vereins-Klubhaus, das „Hotel am Stadtpark“, zum Verweilen ein.

Kassenhäuschen im Albert-Kuntz-Sportpark fiel einem „Spielplatz für kleine Seeräuber“ zum Opfer

Davor stand bis zum Sommer 2022 ein wunderschönes Kassenhäuschen, das im August 1923 erbaut und von der Deutschen Stadionansichtskarten Sammlervereinigung als „kultig“ bezeichnet wurde. An dieser Stelle findet man nun einen „Spielplatz für kleine Seeräuber“ (Thüringer Allgemeine) mit einem Holzschiff. „Schicksal des Kassenhäuschens am Nordhäuser Stadtpark gibt Rätsel auf“, titelte die Thüringer Allgemeine im Juli 2022. Das fast 100 Jahre alte Bauwerk, das als Abstellraum diente, stand nicht unter Denkmalschutz und wurde abgerissen. Der Grundstückseigentümer Ronny Schmidt erklärt auf unsere Nachfrage, dass er unter anderem mit Wacker Nordhausen in Kontakt stand, eine Versetzung des Kassenhäuschen für den Verein aber zu teuer gewesen sei. „Mehr konnte ich beim besten Willen nicht tun“, berichtet der Besitzer des Stadtpark-Hotels, der das Schild des Kassenhäuschen aufbewahrt hat und an der Service-Station vor dem Hotel als Reminiszenz anbringen möchte.

Die Bagger rollen nicht nur vor, sondern auch im Albert-Kuntz-Sportpark. Das Stadion des Fünftligisten wird zurzeit einer Schönheitskur unterzogen, die durch die Insolvenz des Vereins weniger üppig ausfällt: Die neue Tribüne wird für maximal 1 000 Menschen konzipiert (ursprünglich sollte sie 2 000 Zuschauerinnen und Zuschauern dienen). „Dass trotz der finanziellen und sportlichen Situation des Vereins an den Umbauplänen festgehalten wird“, erklärt der MDR, „begründete [die Sprecherin des Landratsamtes] Piper mit dem Vertrag zwischen Kreis und Stadt. Demnach hat sich der Landkreis verpflichtet, das Stadion zu übernehmen und zu sanieren.“

Also zogen Tausende mit Kind und Kegel Spieltag für Spieltag in die von vielen Gegnern gefürchtete Spielstätte von Motor West, die oft einem Hexenkessel glich. 

Über die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (von der Vereinsseite)

Die letzte große Generalüberholung liegt schon einige Jahrzehnte zurück und wurde ab 1980 vollzogen, wie „Das große Buch der deutschen Fußball-Stadien“ erklärt. Sie beinhaltete unter anderem den Bau von Sitz- und Stehplatztribünen, so dass seither 8 000 Besucherinnen und Besucher Platz finden. Immerhin 5 400 waren es beim Olympia-Qualifikationsspiel zwischen der DDR und den Niederlanden im September 1987, 1997 kamen zum DFB-Pokal gegen den HSV 7 500 Zuschauer. Der Rekord, die 10 000-Besucher-Marke, wurde 1953 gegen Dynamo Dresden und 1967 gegen Rot-Weiß-Erfurt geknackt.

Für die Umbaumaßnahmen sind knapp über 7 Millionen Euro angesetzt. Damit der Albert-Kuntz-Sportpark ein Geheimtipp bleibt, sollte man den Charme nicht wegmodernisieren – und auf gar keinen Fall ein historisches Bauwerk gegen ein Holzschiff eintauschen.

Anschrift: Albert-Kuntz-Sportpark, Grenztriftweg, 99734 Nordhausen

Internet: http://www.wacker90.de/verein/stadion/

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