Hammermühl-Stadion, Kronach

Die letzte Station meiner Tagestour führt mich nach Kronach ins Stadion an der Hammermühle. Ich habe heute mehrere hundert Kilometer abgerissen, habe bei Uli Hoeneß‘ Wurstfabrik essen und in den Stuhlfauth Stuben unwillentlich den fragwürdigen Dialogen Nürnberger Profis zuhören dürfen. Ich bin auf den Stadionberg in Oberklausen geklettert, war vorher in Herzogenaurach und Fürth und vor gut einer Stunde in einer Stadt, die alljährlich Eselrennen veranstaltet. Ich habe kaum noch Akku, mein Handy auch nicht. Ich brauche einen Defibrillator für die Seele. Ich bekomme ihn in Oberfranken. Ich bekomme ihn in Kronach.

Unweit von hier, keine dreißig Autominuten entfernt, steht in Weismain eines „der atemberaubendsten Stadien des Landes“, wie Hardy Grüne meint. Die gewaltige Tribüne aus Sandsteinrohlingen ist einzigartig, dass Groundhopper nach Weismain müssen, ist evident: „Das Waldstadion in Weismain ist sicher das bekannteste Naturstadion Oberfrankens“, schreibt Robert Schäfer auf Anpfiff.info, „das älteste indes ist das Stadion an der Hammermühle in Kronach.“

Der Verein spielt seit fast einhundert Jahren im Stadion an der Hammermühle

Im Oktober 1928 wurde das Stadion nach rund anderthalb Jahren Bauzeit mit einer 1:3-Niederlage gegen den VfR Johannisthal eingeweiht. In den zwanzig Jahren zuvor – der FC Kronach wurde 1908 gegründet – war der Verein zu einem „besonders unsteten Nomadendasein gezwungen“ (Anpfiff.info) und bespielte vier verschiedene Plätze.

Der Weg vom Sportheim auf den Platz war legendär. Die haben uns abgeklatscht und uns auf die Schulter geklopft, auch nach dem Spiel, wenn es mal nicht so gut gelaufen ist.

FC-Legende Klaus Uwira auf FränkischerTag

„Sein heutiges Aussehen“, erklärt Robert Schäfer, „erhielt der Sportplatz an der Hammermühle allerdings erst in den Jahren nach Ende des Zweiten Weltkrieges.“ Neben den Stehrängen auf der Nordseite und einer inzwischen wieder verschwundenen 400 Meter-Laufbahn meint Schäfer damit insbesondere den Steilhang auf der Südseite. „Diese terrassenartige, sehr steile Tribüne ist es, die den eigentlichen Reiz des Stadions an der Hammermühle ausmacht“, so Schäfer. Durch Sitzplätze in Form von Holzbänken und zahlreichen Stehplätzen konnten bis zu 6 000 Zuschauerinnen und Zuschauer die Begegnungen des FC Kronach besuchen – in einer Stadt, in der damals keine 10 000 Menschen lebten.

Gegen 1860 München kamen über 4 000 Menschen ins Hammermühl-Stadion

Zur besten Zeit des Vereins – in den Spielzeiten 1987/88 und 1988/89 spielte der FC Kronach in der Bayernliga, der damals dritthöchsten Spielklasse – besuchten im Schnitt über 2 000 Zuschauerinnen und Zuschauer das Hammermühl-Stadion. „Das bedeutet[e] Platz drei hinter 1860 München (4120) und dem TSV Vestenbergsgreuth (2140)“, wie es in einem Artikel auf inFranken.de aus dem Jahr 2011 heißt. 3 800 Leute kamen im Mai 1988, als der Ligaverbleib mit einem 3:0 gegen den SV Heidingsfeld gesichert wurde, gegen die Löwen aus München waren es sogar mehr als 4 200.

Heute leben in Kronach fast 17 000 Menschen – zu den Spielen in der Kreisklasse kommen um die 70 in dieses ganz besondere Naturstadion. „Es ist toll, wenn man die Stufen hinuntersteigt und den Wald riechen und den Fluss hören kann“, sagt FCK-Legende Klaus Uwira auf FränkischerTag.de. Die Zuschauerzahlen aus den goldenen Zeiten kann er sich „heute gar nicht mehr vorstellen“.

Woher die besondere Wirkung des Stadions kommt, weiß Uwira indes: „Hier wurde Geschichte geschrieben“, sagt er. „Das spürt man noch heute.“

Anschrift: Hammermühl-Stadion (Stadion an der Hammermühle), Hammermühle 5, 96317 Kronach

Internet: https://www.fc-kronach.de/stadion

FacebookTwitterWhatsAppEmail

Schreibe einen Kommentar