Das letzte große Spiel im Weidenpescher Park war das WM-Finale 1954. Allerdings nur die cineastische Begegnung zu Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“, die hier im Jahr 2002 gedreht wurde. Im selben Jahr verließ der (mittlerweile aufgelöste) VfL 1899 Köln den Weidenpescher Park in Richtung Bezirkssportanlage. Als Parkplatz und für Flohmärkte wird der Platz vor der traditionellen Tribüne noch genutzt, Fußball wird hier nicht mehr gespielt.
Ausschlaggebend für das Stadion war die im Original erhaltene Tribüne mit ihren Farben.
Location-Scout Frank Meter über die Entscheidung, die Tribüne im »Wunder von Bern« einzusetzen
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Köln-Weidenpesch noch zwei Endspiele um die Deutsche Fußballmeisterschaft ausgetragen: 1905 (vor 3 500 Zuschauern) und 1910 (vor 5 000 Besuchern). Die historische Tribüne wurde allerdings erst 1920 mit dem Spiel Kölner SC/Kölner BC gegen Sparta Prag eingeweiht. 1 600 Zuschauer fanden auf ihr Platz, 16 000 auf der gesamten Anlage. Lange Zeit galt sie als die älteste Tribüne Deutschlands.
Pferderennen statt Fußball
Dass der Platz linksseitig des Rheins (außer den beiden Endspielen) keine weiteren nennenswerten Spiele austragen durfte, lag vor dem Zweiten Weltkrieg daran, dass sich der Fußball in Köln nicht so recht etablieren wollte, nach 1945 übernahm der 1. FC Köln an anderer Stelle die Vormachtstellung in der Domstadt. Den Namen Weidenpesch verbindet man bis heute viel mehr mit Pferderennen als mit Fußball.
Mit seiner Tribünenruine gehört der Standort dennoch in die „11 Freunde“-Liste der „99 Orte, die Fußballfans gesehen haben müssen“. Fußball-Idealisten feiern hier ein Wiedersehen mit ihren Kindheitsträumen. Wer sich von der Romantik nicht anstecken lässt, kann sich in die vielen rostigen Nägel setzen und einer heilsamen Akupunktur unterziehen. Die in der 11 Freunde gewählten Worte lassen erahnen, dass man sich beeilen sollte:
Inzwischen ist die 1920 erbaute Konstruktion in einem so erbärmlichen Zustand, dass man um ihren Erhalt ernsthaft fürchten muss. Die Ränge sind morsch, das Dach löcherig und auch der Vandalismus hat seine Spuren hinterlassen.
Der Kölner Wochenspiegel spricht davon, dass die Tribüne nach den Dreharbeiten zum Wunder von Bern in einen „Tiefschlaf“ versetzt wurde. Mit Bert Ewald-Roesrath gibt es einen Einzelkämpfer, der sie wieder wachküssen möchte. In einem offenen Brief setzt er sich für den Erhalt des eingetragenen Baudenkmals ein: „Wenn an Stelle der Tribüne bald nur noch ein Gedenkstein vorzufinden ist, hätte es die Stadt erneut geschafft, einen weiteren Teil der Kölner Stadtgeschichte auszulöschen.“
Adresse: Ecke Rennbahn- /Sportstraße, 50737 Köln
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