Der erste Paragraf der 1896 eingeführten Jenaer Regeln gehört zum Klugscheißerwissen eines Fußballfans wie geile PCs zu Aldi in den Neunzigerjahren. Dass das Spielfeld „frei von Bäumen und Sträuchern“ sein muss, griff nicht nur „11FREUNDE“-Chef Philipp Köster in seinen „25 Dinge über Regeln“ auf. Dieser Satz wurde so oft kopiert und multipliziert, dass er Einzug in unzählige Bücher und den „Kicker“, aber allen voran in die Tiefe des Internets und nicht zuletzt auch auf 11km.de fand.
Man muss dem „Supporters Trust Jena“ in zweierlei Hinsicht dankbar sein. Einerseits, dass er gründlich recherchiert hat, denn auf dem Hermann Peter-Denkmal, das jetzt vor dem Tennishaus des USV Jena steht, ist nicht von Sträuchern, sondern richtigerweise von Steinen die Rede; andererseits zeichnet der „Supporters Trust Jena“ dafür verantwortlich, dass es für den Mitautor der Jenaer Regeln überhaupt ein Denkmal gibt.
Dessen Errichtung war längst überfällig. „Die Universität Jena und der Steinmetzbetrieb Otto Späte aus Jena schlossen am 25. Juli 1916 einen Vertrag über die Errichtung eines Denkmals für Hermann Peter. Dazu kam es aber nie“, erklärten die Jenaer Nachrichten im August 2015. Sogar ein Betrag von 663 Goldmark sei schon vorhanden gewesen. „Diese wurden aber in Kriegsobligationen umgewandelt. Der Erste Weltkrieg ging verloren, das Geld auch“, heißt es dort weiter. Die Sparkasse Jena-Saale-Holzland griff die Idee auf Initiative des „Supporters Trust Jena“ wieder auf, wandelte die 663 Goldmark in Euro um und legte damit den Grundstein für die Errichtung des Hermann Peter-Denkmals.
„Im ‚Wer wird Millionär – WM-Special 2006‘ waren die Jenaer Regeln 64.000 Euro wert.“
Fußballheimat Thüringen
Es sei „eine Hürde“ gewesen, die Leute für dieses Thema zu begeistern, sagt Michael Ulbrich vom „Supporters Trust Jena“ und zählt nicht nur die Sparkasse auf, sondern auch die Universität und natürlich die Vereine, die es an einen Tisch zu holen galt, „was auch nicht ganz einfach ist in unserer Stadt“, wie Ulbrich erklärt. Der Einsatz hat sich offensichtlich gelohnt, nicht einmal ein Jahr später wurde das Hermann Peter-Denkmal am 23. Juli 2016 mit einem Sporttag eingeweiht, der gemeinsam mit dem FC Carl Zeiss Jena, dem USV Jena und den Frauenfußballerinnen des USV Jena auf die Beine gestellt wurde.
„Im Schutz der Bäume wurde nach den Dankes- und Grußreden das Denkmal, angefertigt vom Steinmetzbetrieb Späte, enthüllt und damit der 100 Jahre alte Vertrag erfüllt“, berichteten die Jenaer Nachrichten. Und als der FC Carl Zeiss Jena zum Abschluss des großen Tages zu einem Freundschaftsspiel im Ernst-Abbe-Sportfeld gegen den KFC Uerdingen antrat, mussten vor der Partie erst noch die Bäumchen und Sträucher entfernt werden, die man dort symbolisch verteilt hatte. Und natürlich auch die Steine.
Hermann Peter war ein Pionier
Den Volksschullehrer Hermann Peter hätte man aber auch noch aus ganz anderen Gründen ehren können: 1890 gründete er mit dem Fußballverein Jena den ersten Thüringer Fußballklub und wurde 1903 der erste Trainer des heutigen FC Carl Zeiss Jena. Darüber hinaus gilt als der „Begründer der Jenaer Sportanlagen“, wie es in einem Bericht von Jena-TV heißt. „Dass bestimmte Sportarten sehr zeitig in Jena begonnen haben, 1903 der Fußball, kurz vorher gab es schon Hockey, […] das ist ihm zu verdanken“, erklärt der Sporthistoriker Dr. Hans-Georg Kremer in dem genannten Beitrag.
Und auch wenn der 1928 verstorbene Hermann Peter sein Denkmal nie zu sehen bekam und Danny Neidel in seinem Buch Fußballheimat Thüringen folgerichtig schreibt, dass „die Würdigung seiner Arbeit als Sportfunktionär […] erst im zweiten Anlauf“ gelang, zu Lebzeiten geehrt wurde Hermann Peter trotzdem: 1914 erhielt er vom letzten sächsischen Großherzog das königlich sächsische Verdienstkreuz.
Anschrift: Hermann Peter-Denkmal, Oberaue 1, 07745 Jena
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