Ernst-Abbe-Sportfeld, Jena

Die Flutlichtmasten haben den Stadien in früheren Zeiten ihr Alleinstellungsmerkmal gegeben. Die monströsen Leuchter des Zentralstadions in Leipzig zum Beispiel, aber auch auf kleineren Plätzen wie dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. War man mit der Deutschen Bahn unterwegs, schossen die Masten schon aus größerer Entfernung in die Augen. Sie waren die Leuchttürme, die den Weg zum Stadion ebneten.

Bis 2013 Europas höchste Flutlichtanlage

In den neuen Arenen wird auf die Riesen verzichtet. Es ist nicht mehr fernsehkompatibel, ein Stadion nur aus vier Ecken zu beleuchten. Umso schöner ist es, wenn man noch Orte besuchen kann, die von historischen Flutlichtmasten umringt sind. Oder waren. Das Ernst-Abbe-Sportfeld im thüringischen Jena konnte sich bis Mitte 2013 mit Europas höchster Fluchtlichtanlage schmücken. Doch die „Giraffen“ wurden im Zuge des „Rekordhochwassers“ (Spiegel) als baufällig enttarnt, ihre Standfestigkeit konnte nicht mehr gewährleistet werden. So verliert das nach einem Physiker benannte Stadion bei einem Besuch an Wert, auch wenn es mit einer blauen Tartanbahn glänzen kann.

Eine historische Stätte ist das Sportfeld aber auch ohne die Masten. 1924 wurde der Platz mit der Partie des 1. SV Jena gegen den VfL Halle eingeweiht, während der Nazi-Zeit konnte man im Rahmen der Deutschen Meisterschaft große Vereine wie den VfB Stuttgart, den HSV oder den Dresdner SC bewundern.

Unter einem Beitrag des MDR wurde die Bezeichnung der Jenaer Flutlichtmasten als »Giraffen« infrage gestellt und ausschließlich den Masten in Dresden zugesprochen. Der Spitzname »Fluchtlichtmasten« soll in Jena geläufig gewesen sein.

Nach dem Krieg dauerte es bis 1966, bis man sich auf den FC Carl-Zeiss Jena „geeinigt“ hatte. Nicht weniger als sechs(!) Namen hatten den Verein bis dahin begleitet, Markus Babbel hätte in dieser Zeit als Jenaer Trainer ein Abo beim Tätowierer gehabt.

Doch nicht den Namen Babbel, sondern den Namen Buschner verbindet man mit den großen Zeiten des FC Carl-Zeiss. Seit 1958 stand er in Jena an der Seitenlinie, holte 1960 den FDGB-Pokal, stand wenig später im Halbfinale des Europapokals und konnte bis 1970 drei Meistertitel einfahren. In der „Ewigen Tabelle“ der DDR-Oberliga findet man den Verein als Spitzenreiter wieder.

Das 4:0 gegen den AS Rom

Das Ernst-Abbe-Sportfeld spielte dabei eine wichtige Rolle, denn es wurde zu einer Festung. Vom 18. August 1968 bis zum 29. März 1974 blieb der Verein dort in 75 Meisterschaftsspielen ungeschlagen, als die DDR hier 1970 gegen die Irak 5:0 gewann, „waren 11 Jenenser im Aufgebot“ (Das große Buch der deutschen Fußball-Stadien). Als das „denkwürdigste Jenaer Spiel bis heute“ gilt der 4:0-Sieg über den AS Rom aus dem Oktober 1980, das Hinspiel hatte der von Hans Meyer trainierte FCC mit 0:3 verloren. Als „alles über­ra­gend, unver­gessen und heut­zu­tage fast schon mythisch ver­klärt“, beschreibt Jörg Dern diese Partie. Während dieser erfolgreichen Zeiten wurde 1974 die Flutlichtanlage installiert, die 1995 modernisiert wurde.

Neubau bis 2023

Anfang 2020 wurde der Neubau an gleicher Stelle bewilligt, dessen Fertigstellung für 2023 geplant ist: „Außer einer technisch aufgerüsteten Haupttribüne und den Flutlichtmasten wird künftig nicht mehr allzu viel an das heutige Stadionrund erinnern“, schreibt liga3-online.de. Für die Fans war es wichtig, dass der Standort derselbe bleibt. Im Zuge der Diskussionen forderten sie immer wieder: „Der Fußball gehört ins Paradies!“

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