Ischelandstadion, Hagen

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Das Ischelandstadion in Hagen

25 Kilometer entfernt, im Süden Dortmunds, steht noch größer, schöner und besser, was hier in Hagen, am Rand des Sauerlands, schon als Miniaturversion beeindruckt. Die riesige Stehtribüne im Signal Iduna Park befindet sich hinter dem Tor, im Hagener Ischelandstadion erstreckt sie sich dagegen über die gesamte Gegengerade. Und während auf der Dortmunder Süd an jedem zweiten Wochenende rund 25 000 Fans den BVB anfeuern, sehen die Spiele des SSV Hagen in der Kreisliga A deutlich weniger Menschen – im um die Ecke gelegenen Kunstrasenplatz am Sportpark.

Das Ischelandstadion hat, so scheint es, seine besten Zeiten hinter sich. Nebenan, in der Ischelandhalle, kommen zu den Zweitligaspielen der Basketballer und Handballer bis zu 3 145 Zuschauerinnen und Zuschauer. Mit einem Handballspiel wurde auch das Ischelandstadion eröffnet: Im September 1960 sahen 25 000 Menschen die Begegnung zwischen Deutschland und Österreich. Die Stadt Hagen hatte im Februar 1958 damit begonnen, „ein großzügiges Schul-, Sport- und Freizeitgelände“ zu errichten, „bestehend aus dem Ischeland-Stadion, der Ischeland-Halle, dem Ischeland-Bad, einer Reithalle und fünf Sportplätzen“, wie Das große Buch der deutschen Fußballstadien erklärt. Der Kicker adelte das Ischelandstadion 1962 im Rahmen eines weiteren Handball-Länderspiels und schrieb, dass es „angesichts seiner Beschaffenheit und günstigen Lage getrost des öfteren mit Veranstaltungen größeren Ausmaßes bedacht werden sollte“. Auch andere Stadien, wie das Weserstadion in Minden, erlangten in dieser Zeit durch den Feldhandball Bekanntheit.

Bis zu 32 000 Menschen strömten ins Ischelandstadion

Aber auch beim Fußball wurde das von Richard Konwiarz entworfene Stadion voll: Den 4:0-Sieg der Bundeswehr-Auswahl gegen die Militärelf der Griechen sahen im Frühjahr 1964 15 000 Menschen, im selben Jahr kamen zum Freundschaftsspiel des FC Schalke gegen die bulgarische Nationalmannschaft 12 000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Der Rekord wurde im Rahmen des UEFA-Jugend-Turniers erzielt, als 32 000 Interessierte die Partie zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei sahen.

Der Fußball in Hagen erlebte in den Sechzigerjahren seine beste Zeit. „Der Zuschauerschnitt des SSV Hagen beträgt bis jetzt über 10 000“, schrieb der Kicker im Oktober 1966 und berichtete von „volle[n] Zuschauerränge[n]“ bei „jedem Heimspiel“. In der Spielzeit 1966/67 lief der SSV Hagen in der zweitklassigen Regionalliga West auf, musste aber nach gutem Start am Ende wieder absteigen (der Verein spielte bereits vorher schon mal zweitklassig, allerdings noch auf der alten Spielstätte „Am Höring“). Das Ischelandstadion hatte damals laut Sportamt der Stadt Hagen eine Kapazität von 40 000 (die übrigens niemals ausgeschöpft werden sollte). 

Vierstellige Besucherzahlen nur bei Testspielen

Im Folgejahrzehnt wurden einige Spiele der Militär-WM im Ischelandstadion ausgetragen, 13 000 kamen zum Jugend-Länderspiel zwischen der DDR und der BRD im Dezember 1976 (u. a. mit Walter Junghans im Tor), die gleiche Anzahl zu einem Freundschaftsspiel zwischen Dortmund und Schalke. Insbesondere die beiden waren es auch, die dem Ischelandstadion in den Folgejahren mit Testspielen vierstellige Besucherzahlen bescherten.

Der SSV Hagen konnte nicht mehr an die Erfolge der Sechziger anknüpfen „und schaffte es nicht, sich im bezahlten Fußball zu etablieren“, wie Das große Buch der deutschen Fußballstadien schreibt. Folgerichtig wurde 1989 die Kapazität angepasst und auf 18 000 heruntergeschraubt. Im Zuge dieser Maßnahme wurde auch eine Flutlichtanlage installiert und die Asche- gegen eine Kunststoffbahn ausgetauscht, Mitte der Nullerjahre wurde daraus Polytan, zudem wurde die Tribüne mit Schalensitzen ausgestattet. „Für die Leichtathletik ist das Stadion eine Top-Adresse“, urteilt Das große Buch der deutschen Fußballstadien.

Zukünftig wieder höherklassiger Fußball im Ischelandstadion

Türkspor Dortmund wird ab Sommer 2024 seine Heimspiele im Ischelandstadion austragen, dafür hat die Stadt Hagen 410 000 Euro in die Hand genommen. (Die ersten Heimspiele muss Türkspor in Velbert austragen, da die Umbaumaßnahmen noch nicht abgeschlossen sind.) Und auch wenn es nicht der SSV Hagen ist, so kann sich der einstige Zweitligist auf die Fahnen schreiben, Bundesliga-Profis wie Giovanni Federico, Lukas Klostermann oder Erdal Keser herausgebracht zu haben. Für Keser gehörte das Ischelandstadion zu seinem Alltag, als er im Alter von zehn Jahren aus der Türkei nach Hagen kam: „Wir haben mit dem SSV Hagen nicht nur alle wichtigen Spiele um die westdeutsche Meisterschaft in der A- und B-Jugend dort bestritten, unser Sportunterricht vom Theodor-Heuss-Gymnasium und die Bundesjugendspiele fanden auch dort statt“, erzählt er auf Nachfrage.

Auch Arne Stratmann schaffte es in die Bundesliga – zwar nicht auf, aber neben dem Feld. Er arbeitet heute für den SC Freiburg und kommt gebürtig aus Hagen. Bei ihm hat das Ischelandstadion prägende Erinnerungen hinterlassen: „Was ich mit dem Ischelandstadion verbinde? Diverse Saisonvorbereitungen, bei denen ich die Treppenstufen auf der langen Stehplatz-Gegengerade hochlaufen musste …“

Anschrift: Ischelandstadion, Stadionstraße 17, 58097 Hagen

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