Stadion Alte Försterei, Berlin

Die „Alte Försterei“ ist nach dem Poststadion und dem Olympiastadion das dritte Stadion in Berlin, das zu den „99 Orten, die Fußballfans gesehen haben müssen“ gehört. Zu beiden Plätzen besteht in der Geschichte von Union Berlin eine nicht unwesentliche Verbindung; ausnahmsweise steht dabei nicht Adolf Hitler im Mittelpunkt.

Im März 1920 wurde das Stadion, dessen Name auf die benachbarte „Alte Försterei“ in Treptow zurückzuführen ist, beim 1:1 zwischen dem SC Union 06 Oberschöneweide und Viktoria Berlin das erste Mal bespielt. Als der Verein 1923 um die Deutsche Meisterschaft kämpfte und am Ende gegen den HSV den Kürzeren zog, musste man aus Platzgründen ins Deutsche Stadion ausweichen, dem Vorgänger des Olympiastadions.

Auch heute gibt es noch ein Union Berlin im West-Teil der Stadt

Die Endrunde um die Deutsche Fußballmeisterschaft war es auch, die den SC Union 1950 nach Kiel führte. Wieder war der HSV eine Nummer zu groß, mit 0:7 musste man sich geschlagen geben. Die Mannschaft, die aus dem Osten Berlins unerlaubt zur Endrunde gereist war, blieb im Westen und gründete dort den SC Union 06 Berlin. Das hatte zur Folge, dass es den Verein fortan in beiden Teilen Deutschlands gab: Der SC Union 06 Berlin fand im Poststadion ein Zuhause (und kickt dort heute noch als Bezirksligist auf den Nebenplätzen), die SG Union Oberschöneweide spielte weiter in der Alten Försterei.

Die wurde 1970 auf Vordermann gebracht, erhielt einen neuen Rasen, neue Trainingsplätze, neue Traversen und einen neuen Ansageturm. Durch Aus- und Verbesserungen der Tribüne lag das Fassungsvermögen nun bei 23 500 statt vorher 17 000 Zuschauern.
Bis zur Wende, die mit einem Verbrüderungsspiel zwischen Hertha und Union im Olympiastadion gefeiert wurde, tat sich danach wenig an der Alten Försterei. Nach einem Bericht des Berliner Kurier galt der Zustand des Stadions zu dieser Zeit als „lebensgefährlich“, „nicht bundesligatauglich“ meinte der DFB.

Ist das ein geiles Stadion. Hier steh ich so gerne. Da ist der Wald, da ist die Wuhle, und ich steh zwei Meter neben der Seitenauslinie.

Dirk Thieme, Präsidiums-Mitglied von Union Berlin, in Stefanie Fiebrigs Buch »Bring mich zum Rasen«

Pläne gab es danach viele, von einer Multifunktionsarena bis hin zum Abriss zugunsten einer Umgehungsstraße, auf der sich der Verein während dieser Zeit befand. Mehrfach blieb der Aufstieg in die 2. Bundesliga verwehrt, einmal wegen einer gefälschten Bankbürgschaft, ein anderes Mal stand der Schuldenberg in Höhe von fünf Millionen DM im Weg. 1997 drohte sogar die Insolvenz der „Eisernen“, die früher wie Schlosser in Blau gekleidet waren und daher diesen Beinamen tragen.

Die Siegesserie im DFB-Pokal in der Spielzeit 2000/2001, die erst im Endspiel gegen Schalke 04 riss, bescherte der Alten Försterei das langersehnte Flutlicht. Im selben Jahr gelang der Aufstieg in die 2. Bundesliga, die Alte Försterei, „ein altes, marodes Stadion, völlig aus der Zeit gefallen“ (Union-Legende Torsten Mattuschka) blieb unter Auflagen die Heimat der Köpenicker. 2005 folgte auf das Hoch der Absturz bis in die Oberliga.

Die Anhängerschaft investierte 140 000 unentgeltliche Arbeitsstunden

Der erneute sportliche Aufstieg bis in die 2. Bundesliga Ende der Nullerjahre ging Hand in Hand mit dem Umbau des Stadions. Zwar gelang die Rückkehr ins Unterhaus in der Ausweichstätte Jahn-Sportpark, dafür konnte man das erste Heimspiel in der Saison 2009/2010 mit einem 1:0-Sieg über Düsseldorf in der Wuhlheide feiern. Rund 2 000 freiwillige Helfer, die ihren Jahresurlaub für den Verein opferten oder sich krankschreiben ließen, hatten fast 140 000 unentgeltliche Arbeitsstunden geleistet, damit dies möglich war.

Die zweite Bauphase startete im Mai 2012 mit dem Abbau der Haupttribüne, die an den FSV Union Fürstenwalde verkauft wurde. Der Neubau erinnert an britische Verhältnisse und wurde passenderweise mit einem Spiel gegen Celtic Glasgow im Juni 2013 eingeweiht, genau genommen orientiert er sich an den Industriebauten in Berlin-Oberschöneweide. Knapp über 21 000 Menschen finden nun in der Alten Försterei Platz, das Stadion ist laut Mattuschka durch den Umbau der Haupttribüne „noch einen Tick lauter geworden“, die Zuschauer seien „fast physisch zu spüren“.

Das ist auch die neue Geschichte der Eisernen, die, wie es in der 11 Freunde-Ausgabe vom April 2013 stand, „einen erfolgreichen Weg zwischen Basisnähe und Kommerz“ gefunden haben.

Anschrift: An der Wuhlheide 263, 12555 Berlin

Internet: https://www.altefoersterei.berlin

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