Erlebniswelt, München

Einen „Meilenstein“, wie Uli Hoeneß bei der Eröffnung der Erlebniswelt sagte, hat der FC Bayern ganz sicher gesetzt. Vergleicht man das Museum des Rekordmeisters mit denen von Schalke oder Dortmund, dann wirken die Ausstellungen der Ruhrpottvereine wahrlich etwas mickrig.

Das war aber auch der Anspruch. Denn die Bayern duellieren sich im Museumsvergleich nicht mit dem Ruhrgebiet, Hamburg oder Bremen, sie orientieren sich an Barcelona oder Manchester United. Die 500 000 Besucher, die im Optimalfall zum „Heart of the club“ ins Old Trafford strömen, sind auch die Zielsetzung des FC Bayern München: „Per anno wollen wir aber schon die halbe Million knacken. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber wir haben einen Standard gesetzt, der sehr gut ankommen wird“, meinte Karl-Heinz Rummenigge bei der Eröffnung der Erlebniswelt gewohnt markig.

Die FC Bayern Erlebniswelt zählt jährlich im Durchschnitt 350 000 Besucher und ist landesweit eines der beliebtesten Museen.

Offizielle Auskunft der Erlebniswelt

Die museale Heimat des FC Bayern wurde nach rund einjähriger Bauzeit an Pfingsten 2012 eröffnet. Die Räumlichkeiten im Norden der Allianz-Arena bieten auf 3 000 Quadratmetern mehr als 500 Bildern, 110 Monitoren, über 10 Beamern und über 2 500 Exponaten Platz. Viele davon sind Spenden. So stellte Jean-Marie Pfaff sein Torwart-Trikot zur Verfügung, Lothar Matthäus seine Weltfußballer-Trophäe und Gerd Müller seinen Goldenen Schuh von der WM 1970 in Mexiko.

Wechselnde Sonderausstellungen (wie „Fußballprofi – Traum und Wirklichkeit“) begleiten die Dauerausstellung. Besondere Stücke werden als „Exponat der Woche“ gezeigt, wie die Sanyo-Tonne, in die Jürgen Klinsmann trat. Jahrelang wurde diese Tonne für Werbezwecke genutzt, ehe sie für einen Betrag von rund 3 000 Euro unter den Hammer kam und bei einem Stuttgarter Zahnarzt landete.

Solche Geschichten sind greifbar, fehlen aber in der Erlebniswelt des FC Bayern. Wenn Karl-Heinz Rummenigge davon spricht, dass die Erlebniswelt „kein langweiliges Museum, sondern eine lebendige Wiedergabe der Geschichte des Vereins“ ist oder die Seite Mannschaftsbus.de meint, dass der Verein „erfühlbar“ wird, dann passiert das auf recht niedriger Gefühlsebene. Dann gibt‘s einen Kuss von der Großmutter, aber nicht von der Flamme aus der Parallelklasse.

Die Erlebniswelt ist nicht so recht gefühlsecht

Die Erlebniswelt ist das größte Vereinsmuseum Deutschlands, vielleicht auch das beste, die Chance, etwas Neues oder Einmaliges zu entwerfen, wurde aber verpasst. Wie soll man den Mythos fühlen, wenn er hinter dicken Glasscheiben versteckt ist und steril gehalten wird, als läge er auf einem OP-Tisch?

Man macht Sachen nicht dadurch automatisch besser, indem man sie einfach eine Nummer größer macht. Der lässige Small-Talk-Wechsel zwischen Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus hat einer ambitionierten EDV-Truppe sicherlich viel abverlangt, die Frage, ob Uli Hoeneß‘ legendärer Sportstudio-Hahnenkampf mit Christoph Daum nicht zu bissig war, hat einer Gruppe junger Museumspädagogen bestimmt manche Stuhlkreissitzung gekostet. Neben den ganzen Experten hätte der ein oder andere langjährige Fan, der sein Herz inbrünstig an die Bayern verloren hat, der Ausstellung aber gut getan.

Anschrift: Erlebniswelt, Allianz-Arena Ebene 3, Werner-Heisenberg-Allee 25, 80939 München

Internet:  https://fcbayern.com/museum/de

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