Sportschule Kienbaum, Grünheide

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Sportschule Kienbaum

An dem Tag, an dem die Nationalmannschaft der DDR ihr letztes Länderspiel bestritt, unterschrieben die Außenminister der vier Siegermächte sowie die der DDR und der BRD den Zwei-plus-vier-Vertrag, der den Weg für ein wiedervereintes Deutschland freimachte. „Der DDR-Fußball wurde begraben, das war das Ende des Einen und der Beginn einer neuen Geschichte“, bringt es Stefan Böger in der NDR-Doku Das letzte Länderspiel der DDR auf den Punkt. Böger war einer der 14 Spieler, die sich in der Sportschule Kienbaum trafen, um sich unter Trainer Ede Geyer auf den letzten Auftritt der DDR-Nationalmannschaft vorzubereiten. Für ein Spiel, das nur einen Wert für die Geschichtsbücher haben sollte.

Einen herzlichen guten Abend aus Brüssel, die Vanden-Stock-Arena erlebt heute Abend also den Abschied einer DDR-Fußballnationalmannschaft von der internationalen Bühne

Uwe Grandel

Andere verweigerten sich und hatten kein Problem damit, ihre fehlende Motivation offen zuzugeben. In einem Artikel der FUWO, dem Kicker der DDR, begründeten Rainer Ernst, Dirk Heyne, Henri Fuchs und Volker Röhrich ihr Fehlen ganz offen mit Motivationsproblemen. Die Zahl der Verletzungen war überraschend hoch und traf ausgerechnet die Größen des DDR-Fußballs: Ulf Kirsten (Knochenhautentzündung) und Andreas Thom (Zerrung im Oberschenkel) fielen zwar für das Länderspiel aus, liefen aber drei Tage später für Bayer Leverkusen in Stuttgart auf. In jenem Spiel dirigierte Matthias Sammer das Stuttgarter Mittelfeld, er war der einzige Star des DDR-Fußballs, der in Belgien für die DDR dabei war – mehr oder weniger gegen seinen Willen.

„Der hatte das Wort von Thom und Doll und Kirsten und wie sie alle hießen, aber als er dann ankam, war keiner da“, erinnert sich Jens Adler, der letzte Torhüter der DDR, gegenüber dem Tagesspiegel. In Kienbaum sei Sammer „gar nicht mehr zum Abendessen gekommen“, berichtet Adler. „Er wollte dann sofort wieder weg, hat aber kein Flugzeug mehr zurück nach Stuttgart bekommen. Am nächsten Morgen saß er am Frühstückstisch und ist mit uns nach Brüssel geflogen. Im Endeffekt war das großartige PR für ihn. Der Mann, der sein Wort hält und seine Mannschaft nicht im Stich lässt.“ Sammer erzielte am Ende beide Tore beim 2:0-Sieg gegen die Belgier. „Manchmal wird man auch zu seinem Glück gezwungen“, sagt Sammer im Rahmen der obengenannten Doku.

Nur Sammer und Wosz blieben Nationalspieler

Für Spieler wie Böger war es eine Chance. Für ihn war es sein viertes und letztes Länderspiel, außer Sammer (23 Länderspiele), Schößler (18) und Stübner (47) kamen alle anderen Spieler zusammen gerade einmal auf 40 Länderspiele; dennoch liefen diese Spieler im weiteren Verlauf ihrer Karriere mindestens in der 2. Bundesliga auf, neben Sammer schaffte es allerdings nur Dariusz Wosz in der Kader der (wiedervereinten) Nationalmannschaft Deutschlands.

Das Leistungszentrum Kienbaum spielt für den deutschen Spitzensport bis heute eine Rolle, aber weniger für den Fußball. Über 60 000 Sportler nutzen jedes Jahr die 40 Kilometer östlich von Berlin gelegenen Einrichtungen, u. a. um sich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Seit Juli 2017 trägt das Leistungszentrum folgerichtig den Namen „Olympisches und Paralympisches Trainingszentrum für Deutschland“. Die Nationalmannschaft der DDR hatte ihr Malente dagegen eigentlich in Leipzig, die heutige Egidius-Braun-Sportschule war in der Regel der Vorbereitungsstützpunkt vor Länderspielen.

Anschrift: Sportschule Kienbaum, Puschkinstraße 2, 15537 Grünheide-Kienbaum

Internet: https://kienbaum-sport.de

Hinweis:

Da unsere Fotos der Sportschule Kienbaum nicht nur einige Jahre auf dem Buckel haben, sondern auch die Herbst-Tristesse wiederspiegeln, dürfen wir an dieser Stelle auf offizielle Fotos der Sportschule zurückgreifen, wofür wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken möchten!

Fotos aus dem Jahr 2014:

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