Eins muss man Holger Stanislawski lassen: Er hat ein Händchen für systemrelevante Berufe. Ob als Spieler, Trainer oder TV-Experte fürs ZDF, Stanislawski hat in Pandemie-Zeiten wenig zu befürchten. Das gilt auch für den Weg, den er vor sieben Jahren einschlug: Stanislawski wurde Leiter eines REWE-Marktes in Hamburg-Winterhude.
Rund 120 Menschen arbeiten fest in dem Laden an der Dorotheenstraße, der in einem alten Straßenbahndepot beheimatet ist. Der Umsatz beträgt rund 30 Millionen Euro – Zahlen, mit denen Stanis REWE auch in der 2. Bundesliga antreten könnte.
Das ist nicht die einzige Verbindung zum Fußball: Mitten im Markt gibt es ein rund 140 Quadratmeter großes Fußballfeld, bei der Menschenführung geht es für Stanislawski analog zum Fußball „um Motivation, um Kritik, ums Mitnehmen der Leute“, wie er der Süddeutschen Zeitung berichtet. Und auf der Internetseite wirbt der REWE damit, dass er „immer mehr Fans gewinnt und ganz vorn in der Supermarkt-Champions League spielt“.
Der REWE Stanislawski überträgt keinen Fußball, sondern den täglichen Eisprung des Huhns
Natürlich ist das Marketing Speech geradeso über der Grasnarbe, auf der anderen Seite gibt es eine meterlange Salatbar für die Veganer und über 50 Meter Frischfisch, Wurst und Käse für die eingefleischten Gegner. Dass grundsätzlich viel Wert auf regionale Ware und Transparenz gelegt wird, verdeutlicht eine Kooperation mit „Tierwohl TV“, die den Kundinnen und Kunden eine Live-Schalte vom Stall direkt zum Eierregal liefert. Für die nötige Expertise bei Wein und Wurst sorgen Sommeliers, der REWE ist in den gängigen Social-Media-Kanälen vertreten und bietet Events wie „Single Shopping Nights“ oder den „Weinabend für Anfänger mit Stani“.
Natürlich taucht Stanislawskis Name an allen Ecken und Enden auf, neben dem früheren Bundesliga-Trainer (St. Pauli, Hoffenheim, Köln) gehört aber auch der ehemalige HSV-Profi Alexander Laas zur GmbH.
Und Pathos, viel Pathos. „Viele haben durch uns die Liebe zum Fußball entdeckt und sich in einem Verein angemeldet“, berichtet Stanislawski dem Hamburger Abendblatt und meint damit ernsthaft den Pausenkick auf dem Fußballfeld im Markt. In einem Artikel der „11 Freunde“ wird aus dem Besuch einer Hühnerfarm ein Achtsamkeitsseminar im Gockelkloster: Als ein paar Hühner auf ihn zukamen und an seinen Schuhen pickten, „gab es um mich herum so ein ganz besonderes Geräusch, wie ich das noch nie gehört habe“. Selbstredend hielt er dabei „ehrfürchtig einen Moment inne“.
Beim Fußball hast du Woche für Woche den Adrenalinkick. Das baut sich auf und am Wochenende explodiert das. Diese Gefühlsexplosion hab ich natürlich nicht, wenn ich sechs Scheiben Gouda verkaufe.
Holger Stanislawski in der »MOPO«
Kaufentscheidungen werden in erheblichem Maße von Emotionen beeinflusst. Und hier haben die Nudeln ihre Soße gefunden. Damit das Erlebnis echt bleibt, muss man die „kulinarische Weltreise“ (Hamburger Abendblatt) selbst antreten. Denn einerseits sind Fotos im Markt verboten. Und andererseits gibt es derzeit keinen systemrelevanteren Fußballort als diesen.
Anschrift: REWE Stanislawski, Dorotheenstraße 116, 22301 Hamburg
Internet: https://www.rewe-stanislawski-laas.de/
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