HSV-Friedhof, Hamburg-Altona

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Der HSV-Friedhof in Hamburg

Ist es pietätlos, einen Friedhof zu besichtigen und ihn als Sehenswürdigkeit zu bezeichnen? Ist es nicht, schließlich listen wohl alle Prager Reiseführer den alten jüdischen Friedhof als Touristenattraktion auf. Während in Prag die Enge des Ghettos dafür sorgte, dass die Verstorbenen in Schichten beigesetzt wurden, herrscht auf dem HSV-Friedhof in Hamburg „tote Hose“, wie die BILD-Zeitung einst markig kommentierte.

Im September 2008 wurde die Ruhestätte eröffnet. Sie macht einen kleinen Teil des Altonaer Hauptfriedhofs aus und befindet sich nur eine Straßenbreite entfernt vom Eingang West/ Südwest des Volksparkstadions (respektive AOL-Arena, HSH Nordbank-Arena, Imtech-Arena). Auch eine weitere Besonderheit des Hamburger SV, der Fuß von Uwe Seeler, wartet direkt um die Ecke. Ideengeber und Initiator des HSV-Friedhofs war Gärtner und HSV-Fan Lars Rehder, dessen Schicksal förmlich vorbestimmt war: Bereits Rehders Vater war Gärtner – und zwar auf dem Altonaer Hauptfriedhof.

Beim Termin für die Trauerfeier soll der Spielplan des HSV berücksichtigt werden.

Aus dem Fragebogen zur HSV-Bestattung

Von den 300 bis 500 Grabflächen, die analog zur Tribüne traversenartig in Rängen angeordnet sind, sind weit über zehn Jahre nach der Eröffnung keine 20 belegt. Da helfen auch die zwei Mustergräber wenig, mit den paar besetzten Ruhestätten sieht der Friedhof etwas verloren aus. Borussia Dortmund soll die Pläne für einen vereinseigenen Friedhof nach den Erfahrungen und Zahlen des HSV auf Eis gelegt haben.

Der HSV ist daran nicht ganz unschuldig. Rehders Ansprechpartner aus dem Aufsichtsrat ist nicht mehr da, auf der Vereinsseite war der Friedhof zwischenzeitlich gar nicht mehr zu finden. Von dem Plan, den Friedhof zum Teil der Stadionführung zu machen, weiß heute keiner mehr. Aus Enttäuschung kündigte Rehder vor ein paar Jahren seine Mitgliedschaft. „Seit der Bauphase kam vom Verein nichts mehr. Von so einem Traditionsklub hätte ich mir mehr gewünscht“, sagte er damals der BILD-Zeitung. Inzwischen stimmt die Richtung: „Der Verein ist wachgeworden, es tut sich etwas“, sagt Lars Rehder bei unserem Telefonat und ergänzt: „Ich denke, die Resonanz wäre größer, wenn man die Bekanntheit deutlich steigern würde.“

Verdient hätte es das Projekt, denn das HSV-Grabfeld ist wirklich schön. Ein großes Steintor empfängt die Besucher, der Rasen wurde aus dem Stadion hierher verpflanzt und durch die Bäume sieht man die riesige Westtribüne des Volksparkstadions. Bei der Beerdigungszeremonie kann man HSV-Lieder spielen lassen, Grabsteine, Särge und Urnen können in Vereinsfarben gewählt werden.

Via Fragebogen auf den HSV-Friedhof

Die Menschen, die auf dem Grabfeld ruhen, haben das in den seltensten Fällen selbstbestimmt. „Die Angehörigen wussten, welchen Stellenwert der HSV für die Menschen hatte, die hier liegen“, erklärt Rehder, „die wenigsten haben vor ihrem Tod selbst bestimmt, dass sie hierher wollen.“

Zwischen 3 500 und 12 500 Euro kostet eine Beisetzung, entweder im Gruppengrab („Team“), allein („Einzelspieler“) oder neben dem Partner („Doppelpass“). Die perfekte HSV-Bestattung soll über einen Fragebogen ermittelt und möglich gemacht werden, aber spätestens hier werden selbst die treuesten Anhänger ins Stocken geraten. Die Frage, ob der HSV-Sarg von Spielern signiert werden soll, ist wohl die rhetorischste der Welt.

Anschrift: HSV-Friedhof, Stadionstraße 7, 22525 Hamburg (Hier befinden sich die Parkplätze, der HSV-Friedhof befindet sich am Hellgrundweg, direkt gegenüber vom Eingang West/Südwest des Volksparkstadions, rund fünf Gehminuten entfernt.)

Internet: https://www.hsv-ev.de/supporters-club/hsv-friedhof

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